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Kirchen in Nieder-Hillersdorf [Dolnǐ Holčovice]

Evangelische und katholische Kirche am Ort

Die evangelische-lutherische Kirche A.B.

Die evangelische-lutherische Kirche (2.Bild, links) und das Pfarrhaus (1. Bild, oben), für die vor 1946 überwiegend evangelische Bevölkerung. Zur evang.-luth. Kirchengemeinde Hillersdorf hat der ehemalige Heimatpfarrer Bernhard Haase Superintendent i.R. 1957 einen umfassenden Geschichtsabriss verfasst. Er beschreibt wie die Hillersdorfer schon 1604 und 1605 die erste evangelische Holzkirche gebaut haben. Diese Kirche war nach den Kirchen von Neudörfel und Gotschdorf die dritte protestantische Kirche auf der Herrschaft Gotschdorf. Diesen Bau hat der protestantisch gesinnte Herr Jaroslaw von Skrbensky mit der Bestimmung bewilligt,

"daß diese Kirch und Gemein bei solcher reinen, recht Apostolischen Christlichen Lehre Augsburgischer Confession gemäß, darauf diese Kirchen erbauet, sollen verbleiben, erhalten, geschützt und gehandhabt werden; auch von seiner nachkommenden Obrigkeit, sei sie geistlich oder weltlich in und zu ewigen Zeiten davon nicht gedrungen oder auf andere Religion oder Lehre gezwungen werden."

(Aus dem Archiv des evangelischen Pfarramtes in Hillersdorf)

Vor dem Bau der ev.-Holzkirche, stand an diesem Platz bereits schon einmal eine römisch katholische Kirche bis zur Zerstörung im Jahre 1428 (Zeit der Hussittenkriege). Diese hölzerne Kirche stand ursprünglich im Kirchhof der heutigen kath.-Kirche, wahrscheinlich in der Nähe des Bahrhäusels des kath. Friedhofes. Förderer des Kirchenbaues waren Jakob Poppe der Erbricher von Hillersdorf und die Ältesten Georg Machetanz, Leonhard Hanke, Thomas Groß, Martin Fritz, Matz Müller, Christoph Weiß und Christof Titze.

1607 bekam die Kirche eine Glocke. 1631 wurde der Ort Filiale non Neudörfel [1].

1671 in die Zeit der Gegenreformation wurde die ev. Kirche auf Befehl des Fürsten Karl Eusebius von und zu Lichtenstein beschlagnahmt.

Der lutherische Glaube überdauert aber auch diese 100 Jahre dauernde pfarrer- und kirchenlose Zeit.

Die hölzerne ev. Kirche existierte bis nach Fertigstellung der katholischen Kirche und wurde danach wahrscheinlich abgerißen, vergl. Grundsteinschrift der röm.-katholischen Kirche zu Hillersdorf von 1770 [6].

Anfang September 1779 ersuchten 24 Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinden Langendorf, Neudörfl, Kreuzberg, Hillersdorf, Kuttelberg, Hirschberg, Kleinbressel und Gotschdorf von der Kaiserin Maria Theresia die Bewilligung zur Erbauung eines evangelischen Bethauses in Hillersdorf, zur Anstellung eines Predigers und Schullehrers zu erhalten [13]

Als Kaiser Josef II. den Kaiserthron bestieg (1780) kam er auf einer seiner zahlreichen Reisen nach Mähren und Schlesien auch nach Troppau, was die Hillersdorfer Gemeinde in Erfahrung brachte. Sie wählte drei Männer aus, die alle auf den Namen Gottlieb getauft waren (G. Jorde, G. Richter, G.Kaller [2] ), die dem ob seiner Güte bekannten Kaiser kniefällig am 27. November 1781 die Bittschrift betreffend den Kirchenbau überreichen sollten. Huldvoll sagte der Kaiser ihnen zu, dass in Kürze ein Gesetz erlassen würde, das diese Angelegenheit regeln wird. Am 13. Oktober 1781 wurde das "Toleranzpatent" veröffentlicht. Am 14. Februar 1782 wurde den Hillersdorfern die Bewilligung zum Bau zugesichert. Die Einweihung des Platzes und der Grundsteinlegung wurde am 10. April 1782 im Beisein des Grundherrn Baron von Skrbensky, des Kreishauptmannes Baron von Skal, des Grafen von Vetter und einer zahllosen Menschenmenge vom Pastor Fröhlich [3] [8] vollzogen; am folgenden Tag nahmen an der Spendung des heiligen Abendmals mehr als 900 Personen teil.

Diese Abendmalsfeier wurde in dem damals Georg Schmidtschen, gegenwärtig (1859) Christian Poppeschen Haus Nro. 55 vorgenommen. Damals hielt Consistorialrath Nerling seinen Abschied von der tief ergriffenen Gemeinde. Derselbe war Pastor in dem benachbarten Neustadt im Preussischen, und war in früheren Zeiten, so wie mancher seiner Amtsbrüder herüber gekommen, um seinen Glaubensgenossen zu predigten. Bei diesen Gelegenheiten wurde die aus der 1618 erbauten Hillersdorfer Kirche gerettete Kanzel benützt, sie schmückt jetzt die Tochterkirche Kleinbressel [4].

Der Bethausbau schritt so rasch vorwärts, dass bereits am 20. Oktober 1782 die Einweihung des beinahe vollendeten Gebäudes stattfinden konnte. Die Kirchengemeinde zählte bei ihrer Konstituierung in vierzehn Dorfschaften über 400 deutsche Familien mit kaum 3000 Seelen. Seit 1782 besteht in Hillersdorf ein Bethaus für Augsburger Confessionsverwandte mit Schule und Pastorenwohnung für die Protestanten. Das Bethaus ohne Turm und Glockengeläute stand an dem neuen Platz (Bild links), wo die ev.-Kirche zu sehen ist. 1784 wurde die evangelische Schule und 1785 noch das Pfarrhaus gebaut.

Am 2. November 1817 wurde auch in Hillersdorf des 300. Reformationstages (31.Oktober 1517) gedacht. Das Bethaus bot bis zu 2000 Menschen Platz. [5]

Im Jahre 1849 - 1851 wurde das Bethaus zur Kirche umgestaltet und gründlich renoviert. Die Kirche hatte im Inneren eine flache Rohrdecke und zwei um den ganzen inneren Raum bis zum Altar übereinander herumgehende Emporkirchen. Der Kirchturm wurde gebaut und mit einem Blechdach versehen. Zu Weihnachten 1850 wurde dann die erste Glocke der ev. Kirche geläutet, die später noch zwei Schwestern, eine Stahlglocke und eine kleinere Bronzeglocke bekam. 1858 wurde ein eigener konfessioneller Friedhof angelegt. 1874 ist die Kirchengemeinde 6000 Seelen stark, welche in Ober- und Niederhillersdorf, Kuttelberg, Hirschberg, Langendorf, Neudörfel, Neu-Adamsthal, Karlsthal, Kreuzberg, Einsiedel, Markersdorf, Würbenthal und Dittersdorf leben. Im Jahre 1880 erhielt die Kirche eine Turmuhr, die im Gegensatz zur kath. Kirche an allen vier Turmseiten ein Ziffernblatt zeigte.

Barocker Kanzelaltar (um 1782) der ev.-luth. Kirche A.B.

Baroker Kanzelaltar der ev.-luth. Kirche

Barocker Kanzelaltar (um 1782)

Der Altar zeigte die vier Evangelisten, die kaiserlichen Insignien, Zepter und Krone, ein Werk des schlesischen Holzschnitzers Franz Proske aus Hermannstadt. Ferner besaß der Altar ein vom akademischen Maler Sattler gefertigtes Bild: "Christus am Ölberge"

Die Orgel von 1783 mit schönem Prospekt, 16 Registern, einem Manual und Pedal stammte von dem Orgelbauer Hǒřcička. Dies Orgel verrichtete mindestens 123 Jahre lang, bis 1906 ihren Dienst und wahrscheinlich noch darüber hinaus. Um die Orgel mit Luft zu versorgen, musste jemand Orgeltreten was nicht bei jedem beliebt war. Über den Verbleib der Orgel ist leider nichts bekannt.

Eine historische Innenansicht der ev. Kirche von Hillersdorf findet man auf der Internetseite der ev. Kirche von Jägerndorf [Evangelická církev v Krnov].

Die Pfarrer der ev. Kirchengemeinde:

Vikare in Hillersdorf

Während dem Krieg 1945 wurde der Konfirmandenunterricht heimlich im Turm der ev. Kirche durchgeführt, da Versammlungen verboten waren. Die Konfirmanden gingen einzelnd in die Kirche, damit sie nicht entdeckt wurden.

Historischer Film der ev.-luth. Kirche A.B.

Die ev.-luth. Kirche mit Pfarrhaus aus dem Jahre 1972,© A.Nusko, Super-8 Aufnahme

1974 wurde die historische evangelische Kirche gesprengt und abgetragen [Bild des Landesarchiv Opava].

Die römisch-katholische Kirche

Katholische Kirche in Nieder-Hillersdorf, 2008<br/>© Schmidt

Römisch-katholische Kirche, Bild | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |

Bürgerschule und alte röm.-katholische Kirche (zur unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes) auf der Anhöhe (im Bild rechts). Diese Kirche wurde an Stelle der 1428 zerstörten Kirche 1773- 1774 neu erbaut.

Im Jahre 1891 wurde im Turmknopf dieser Kirche gelegentlich einer Reparatur die Grundsteinschrift entdeckt. Nach genommener Abschrift für das Pfarrarchiv durch Joseph Klapper wurde diese in den Turmknopf zurück gelegt. In dieser Schrift wird das Datum 23. Oktober 1770 als Tag der Grundsteinlegung genannt. Capplan zu dieser Zeit war Herr Josephus Grüttner, gebürtig aus Hotzenplotz.

Zum Bau wird erwähnt:

Es sind beteiligt Johann Georg Hofmann (Hüllersdorf), Joseph Melcher (Kuttelberg beide kath.-Rel., Gottlieb Schmiedt (ev., aus Hirschberg).

Die katholische Kirche zu Ehren der unbefleckten Empfängnis der hl. Maria erbaut im Jahre 1773-1774. Auf dem am Westende der 30 m langen, 12 m breiten und 12,5 m hohen Kirche - aufgesetzten massiven und wie die Kirche mit Schiefern gedeckten, ca 30 m hohen Turme befindet sich eine 1847 angeschaffte Uhr nebst vier Glocken, von denen die kleinste (41 kg) mit der Inschrift: "Friede sei mit Euch" als Sanktus- und Sterbeglocke dient und 1851 auf Kosten von Wohltätern von Wolfgang Straub in Olmütz gegossen wurde. Die größte (468 kg) schwere Glocke ließ der Erbauer der ev. Kirche 1607 von Adam Straub gießen und trägt dieselbe neben einem Bilde der hl. Maria das Wappen des Erbauers sowie die Inschrift: "Jaroslaus Skrbensky von Hřiště auf Gotschdorf und Mocker. Gott ist mein Trost, der mich erlost." Die beiden anderen Glocken (286 kg u. 166 kg) sind erst 1884 von Franz Josef Gössner in Simmerberg (Wien) gegossen.

1862 zählte die katholische Kirchengemeinde 2086 Katholiken.

Kirchenaltar der kath. Kirche zu Hillersdorf

Kirchenaltar der kath. Kirche

Kirchenaltar der kath. Kirche zu Hillersdorf, Bild | 1 | 2 |

Der Hochaltar der katholischen Kirche mit gutem Bild der unbefleckten Empfängnis und die schöne Deckenmalerei. Es ist zu wünschen das die Pracht erhalten werden konnte.

Von Edmund Schindler, geboren 1805 in Engelsberg stammten zwei Altarbilder - (heiliger Thomas, heiliges Pfingstfest), es ist nicht bekannt ob die Bilder noch in der Kirche vorhanden sind. [7]

Leider war die Tür der Kirche bei unserem Besuch 1984 in Nieder Hillersdorf geschlossen, so dass wir das innere der Kirche nicht sehen konnten.

Auch heute wird die kath. Kirche noch für Gottesdienste genutzt. Im Jahre 2008 wurden einige dringend notwendige Reparaturen u.a. am Dach vorgenommen.

Weitere kath. Geistliche:

ab *) Quelle für kath. Geistliche: www.wikipedia.de vom 29.12.2008

Literaturhinweis:

  1. Die Reformation in Oberschlesien Ausbreitung und Verlauf; von Othmar Karzel; Holzner Verlag Würzburg 1979, S.246.
  2. Heimatbuch für die Bezirke Jägerndorf und Olbersdorf; von Heinrich Schulig; Die Deputation bestand aus: Gottlieb Jordan, Gottlieb Richter aus Hillersdorf und Gottlieb Kaller aus Hirschberg (S.448 Gotschdorf). Beiliegende Landkarte;
    weiteres Exemplar ohne Karte
  3. Dankpredigt über die von Sr. glorreichst regierenden k.k. apost. Majestät Joseph dem Zweiten, der evangelischen Gemeinde auf der Herrschaft Gottschdorf im Fürstenthum Jägerndorf allergnädigst geschenkte Religionsfreiheit. Gehalten am 10. April 1782 als am Tage der Einweihung des zum evangelischen Bethhause dieser Gemeinde in Hillersdorf bestimmten Platzes, von Christian Gottlieb Fröhlich, Prediger der evangelischen Gnadenkirche vor Teschen. Troppau, bei dem Buchhändler und Buchbinder Boglfinger.
  4. Geschichte der evangelischen Kirche Öster. Schlesiens mit besonderer Ruecksicht auf die der Gnadenkirche vor Teschen Gottlieb Biermann; Teschen, Prochaska 1859 [S.86-87].
  5. Nachrichten über die Feyer des dritten Jubelfestes der Reformation in den sämmtlichen Staaten im Jahre 1817 von Jakob Glatz, Wien 1818, Seite 92 -96.
  6. Getreue Abschrift der Kopie der Grundsteinschrift der röm.-katholischen Kirche zu Hillersdorf, Kral, in: ZGKSchlesien 6, 1911, S. 174-179, [PDF].
  7. Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Österreichisch-Schlesiens, Herausgegeben im Auftrage des Ausschusses des städtischen Museums in Troppau von Professor Dr. Karl Knaflitsch1. Jahrgang, Troppau 1905/06, Seite 92. Aufsatz: "Zur Kunstgeschichte Schlesiens" von Hans Welzl, Brünn bezieht sich auf die Arbeiten von Gregor Wolny.
  8. Die Pastoren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen,
    Ein biographisches Pfarrerbuch mit einem Anhang, Selbstverlag des Verfassers, 8359 Eging, Niederbayern, von Dr. theol. Eduard Kneifel. Drucke: Freimund-Druckerei in Neuendettelsau bei Ansbach, Bayern [PDF].
  9. Die sieben Kinder des Pastors Kattenschlag,
    Dieser Roman hat das Leben von Pfarrer Gustav Heinrich Klapsias und das Schicksal seiner sieben Kinder zum Thema. Edith Schmettan. Druck: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst; Wien und Leipzig 1931.
  10. Geschichte des Herzogthums Teschen ,
    von Gottlieb Biermann. Druck: Im Kommissions-Verlage bei Karl Broschaska; Teschen 1863.
  11. Geschichte der evangelischen Gemeinde zu Biala in Galizien: als Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus überhaupt nach den Quellen mit Hinzufügung der wichtigsten Urkunden bereitgestellt von Dr. Julius Albert Kolatschek. - Teschen 1860, Buchdruckerei von Karl Prochaska. - Georg Drost siehe S.206, Ernst Schroll siehe S.208.
  12. Personalstand der Secular-und Regular-Geistlichkeit der Erzbischöflichen Olmützer Diöcese für das Jahr 1849: Olmütz - gedruckt in der Skarnitzl'schen k.k. pr. und fürsterzbischöflichen Buchdruckerei. - Florian Ihm siehe S.97.
  13. Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich: von J. Klinkhardt, Wien und Leipzig, 1892 S.199.
  14. Nachrichten über die Feyer des dritten Jubelfestes der Reformation in den sämmtlichen kaiserl. königl. österreichischen Staaten im Jahre 1817: von Jakob Glatz, kaiserl. königl. konsistorial Rathe Augsburger Konfession, Wien 1818 S.92-95.
  15. Historische Statistik der Evangelischen Kirche in Schlesien: Eduard Anders, Breslau 1867 S.749.
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